Ernährungsökologie - Einleitung

Nutrition ecology - Ernährungsökologie ist ein relativ neuer Begriff. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Wissenschaft, die alle Bereiche des Ernährungssystems untersucht und die Auswirkungen aus 4 Gesichtspunkten betrachtet: Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.

Die Bereiche des Ernährungssystems erfassen sowohl die Lebensmittelherstellung als auch den Verzehr, d.h. die gesamte Prozedur "von der Wiege bis zum Grab" wird berücksichtigt: Erzeugung, Ernte, Konservierung, Lagerung, Transport, Verarbeitung, Verpackung, Handel, Vertrieb, Zubereitung, Zusammensetzung, Verzehr und Entsorgung der in den verschiedenen Phasen entstehenden Abfallstoffe.

Das Konzept der Ernährungsökologie hat antike Wurzeln und entstand durch die Notwendigkeit, die komplexen Auswirkungen der Landwirtschaft und der Tierzucht zu bewerten. Erst Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Konzept der Ernährungsökologie formalisiert.

Nachhaltigkeit

Die Bedeutung wurde dann erweitert, um die gesellschaftliche Entwicklung zu definieren, in der die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt werden, ohne die Bedürfnisbefriedigung kommender Generationen zu gefährden.

Vom Gesichtspunkt der Ernährung aus gesehen, beinhaltet die Nachhaltigkeit die Aneignung eines Lebensstils, der Folgendes vorsieht: eine gerechte Aufteilung der Nahrungsressourcen in einer Welt, in der heute 800Millionen unterernährte Menschen leben - sozialer Aspekt; eine qualitative und quantitative Auswahl der Lebensmittel, die eine Diät garantiert, die geeignet (ohne Mängel) und optimal ist (die Degenerationskrankheiten vorbeugen kann, die von den Essgewohnheiten der reichen Länder abhängen) - gesundheitlicher Aspekt; eine nachhaltige Auswirkung auf die Umwelt - ökologischer Aspekt.

Nahrungssicherheit

Wenn man von "Nahrungssicherheit" spricht, denkt man in den Industrieländern nur an die Qualität der Lebensmittel, wie Ernährungswerte und sanitäre Kontrollen zur Feststellung von Krankheitserregern und verunreinigten Stoffen. Auch die neue Europäische Ernährungsorganisation, die den Verbrauchern Lebensmittelsicherheit garantieren sollte, kümmert sich nur um diesen Aspekt. Diese limitierte Sichtweise vernachlässigt aber die viel wichtigeren und komplexeren Aspekte, wie die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Auch die umweltlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Ernährungsgewohnheiten, d.h. die Umwelt- und Sozialverträglichkeit, werden so gar nicht berücksichtigt.

Es ist daher wichtig, den Aspekten, um die sich die Ernährungsökologie kümmert, die nötige Beachtung zu schenken: die globale Ernährungsqualität, das Life Cycle Assessment (LCA), bzw. die Berechnung der Auswirkungen des gesamten Produktions- und Entsorgungszyklus (Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt); der Einfluss des Ernährungsverhaltens auf das Klima, auf die Welternährung (also auch das Problem der Hungersnot auf der Welt) und auf die Nahrungskosten, sowohl aus wirtschaftlicher Sicht, als auch was den Rohstoffverbrauch betrifft.

Forschung und Verbreitung

Die Ernährungsökologie untersucht Ernährungsgewohnheiten und Produktionsprozesse, um Lösungsansätze für Probleme zu finden, die mit der Ernährung in Zusammenhang stehen, und somit realisierbare, nachhaltige bzw. zukunftsorientierte Ernährungskonzepte zu entwickeln um die Basis für ein bewusstes Essverhalten zu bieten.

NEIC hat also das Ziel, Themen der Ernährungsökologie zu untersuchen und die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse auf diesem Gebiet zu verbreiten, und zwar auf der Ebene von: nationalen Regierungen und internationalen Institutionen, weltweit arbeitenden nichtstaatlichen Organisationen (NGO), Verbrauchervereinen und einzelnen Bürgern; denn ihr Ernährungsverhalten hängt von ihren persönlichen Entscheidungen ab, d.h. sie haben einen großen Einfluss und somit gleichzeitig eine hohe Verantwortung.

Daher wird eine Aufklärungskampagne benötigt, die das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher und ihre individuellen Einstellungen ändert, so wie die 1. Voraussetzung des EU-Programms vorsieht. Wenn die Menschen dazu gebracht werden anders zu essen, indem sie einfache und pflanzliche Nahrung bevorzugen, wird es möglich sein, die allgemeine Gesundheit und die der Erde zu schützen.

Ein kurzer Überblick über die aktuellen Probleme

Wenn man Zuchttiere als Maschinen betrachtet, die pflanzliche Rohstoffe in tierische Produkte umwandeln, sind sie absolut ineffektiv. Die Menge der in kg notwendigen pflanzlichen Stoffe, die das Gewicht der Tiere um ein kg erhöhen, wird Umwandlungsindex genannt: durchschnittlich braucht ein Rind 11 kg pflanzliche Futtermittel, um ein kg zuzunehmen; wenn man die Abfallprodukte berücksichtigt, werden 15 kg pflanzliche Futtermittel benötigt, um 1 kg Fleisch zu erzeugen. Bei einem Vergleich der Eiweiße sind die Ergebnisse ähnlich: um ein kg tierische Eiweiße zu erzeugen, werden 16 kg pflanzliche Eiweiße benötigt. Aus diesem Grund werden Zuchttiere "verdrehte Proteinfabriken" genannt.

Diese Rohstoffverschwendung verursacht, abgesehen von den klaren sozialen Problemen (Ungleichheit bei der Verteilung der Rohstoffe), auch schwere Umweltbelastungen.

Eins der größten Umweltbelastungen ist das Wasserproblem. Der Hauptanteil von Wasser auf unserem Planeten wird wie folgt verbraucht:

Der Leiter des Stockholm International Water Institute hat in einem Kongress Folgendes bekannt gegeben: "Tiere werden mit Getreide gefüttert, und die Weidetiere benötigen auch eine viel größere Menge an Wasser als der Getreideanbau. Aber in den Industrieländern und in einigen Entwicklungsländern verlangen die Verbraucher nach noch mehr Fleisch. <...> Es ist fast unmöglich die zukünftigen Generationen mit denselben Essgewohnheiten zu ernähren, wie wir heute in Westeuropa und in Nordamerika gewohnt sind."

Er hat hinzugefügt, dass die Reichen immer in der Lage sein werden, sich eine Notlösung durch "virtuelles Wasser" zu kaufen, also durch den Import von Nahrung (Tierfutter oder Fleisch) aus anderen Ländern, auch aus denen, in denen Wassermangel herrscht [Hungry world 'must eat less meat', by Alex Kirby, BBC News Online environment correspondent, August 15, 2004]

In den Wäldern Amazoniens wird 88% des abgeholzten Waldes für Weideflächen genutzt. Und die Abholzung nimmt mit immer schnellerem Tempo zu. 2003 gab es eine Erhöhung von 40% der Abholzung im Vergleich zum Vorjahr. In nur 10 Jahren hat die Region eine Fläche verloren, die doppelt so groß wie Portugal ist. Ein großer Teil hiervon sind nun Weideflächen. Der Holzmarkt hat einen viel kleineren Einfluss auf die Abholzung als die Fleischproduktion. [Kaimowitz D., Mertens B., Wunder S., Pacheco P. Hamburger connection Fuels Amazon Destruction, Center for International Forestry Research (CIFOR) , april 2003]

In den halbtrockenen Zonen wie Afrika führt die Ausbeutung der Böden für Weideflächen (deren Produkte in die reichen Länder exportiert werden) zur Wüstenbildung, d.h. die Produktivität dieser Böden wird auf null reduziert. Die Vereinigten Nationen schätzen, dass 70% der den Weideflächen gewidmeten Flächen langsam veröden.

Diese Ernährungsgewohnheiten verursachen ein doppeltes Problem der Fehlernährung: in den armen Ländern aufgrund von Mangel an Nahrung und Wasser; in den reichen Ländern aufgrund von tierischen Eiweißen und Fetten, was zu einer der heute größten Todesursachen führt.